Die Verfassung der V. französischen Republik verteilt die politische Macht sehr unterschiedlich: Während sie den Präsidenten mit einer auch im internationalen Vergleich bemerkenswerten Machfülle ausstattet, verfügt die Nationalversammlung insgesamt nur über schwache Kompetenzen. Über die tatsächliche Machtverteilung entscheiden aber die parteipolitischen Kräfteverhältnisse. Am 10. April 2022 findet in Frankreich der erste Wahlgang zur Präsidentschaftswahl statt, der zweite am 24. April. Nur wenige Wochen später wird sich bei den Parlamentswahlen zeigen, ob präsidentielle und parlamentarische Mehrheit übereinstimmen werden. So rücken beide Wahlen die Besonderheiten des französischen Parteiensystems in den Mittelpunkt: Weder die Parteien noch die Wählerschaft weisen Beständigkeit auf. Der Vortrag stellt zentrale Charakteristika des politischen Systems Frankreichs dar und analysiert, mit wie viel Bewegung bei den anstehenden Wahlen zu rechnen sein wird.