Pinchas und Ruth Lapide gehörten zu den wichtigsten Pionier:innen des christlichjüdischen Gesprächs nach der Schoa (gest. 1997 und 2022). Der Theologe und die Religionswissenschaftlerin publizierten zahlreiche bedeutsame Werke über biblische Geschichten und Figuren, erklärten die jüdischen Wurzeln des Neuen Testaments und des Christentums und setzten sich mit der jüdisch-christlichen Beziehungsgeschichte auseinander. Auch in zahlreichen Vorträgen auf der ganzen Welt klärten sie über diese Themen auf und waren regelmäßig bei den Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland zu Gast.
Dr. Yuval Lapide wird Werk und Wirken seiner Eltern vorstellen und zeigen, wie diese den jüdisch-christlichen Dialog seit den 1960er-Jahren im deutschsprachigen Raum maßgeblich prägten. Zugleich wird er den damit in enger Verbindung stehenden schmerzhaften biografischen Werdegang seiner Eltern skizzieren, die aus Österreich und Deutschland vertrieben wurden und nach Palästina flüchteten. Seit 1974 lebten sie in Frankfurt am Main. Nach der Schoa sahen sie es als ihre Verpflichtung an, den christlichen Gesprächspartner:innen theologische Missverständnisse, Unkenntnisse und Vorurteile in der traditionellen christlichen Bibellektüre zu zeigen und diese durch Zugrundelegung des hebräischen Originals zu korrigieren.
Dr. Yuval Lapide setzt das Lebenswerk seiner Eltern fort und wird an diesem Abend anschaulich zeigen, was deren Denken und Wirken ausmachte. Vor kurzem erschien der von ihm herausgegebene Sammelband „Wer predigte in ihren Synagogen? Eine jüdische Sicht auf Jesus von Nazareth“ mit Texten von Pinchas Lapide. Yuval Lapide ist Experte für rabbinische Bibelexegese, Kabbala und Chassidismus sowie jungianisch tiefenpsychologische Persönlichkeitsanalyse. Zusammen mit seiner Frau Debora setzt er sich in zahlreichen Formaten für das christlich-jüdische Gespräch ein.
Foto: Ruth und Pinchas Lapide in New York, 1967 © Yuval Lapide