Studientagung des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Viele Deutsche verbanden mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht nicht das Wort Freiheit und verweigerten sich in der Folge zu oft einer Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung und Schuld. Dagegen stellte der Sieg der Alliierten für Jüdinnen und Juden und viele weitere Verfolgte des Nazi-Regimes tatsächlich die ersehnte Befreiung und letzte Rettung vor dem Tod dar.
Erst der endgültige Zusammenbruch der nationalsozialistischen Diktatur mit ihrem zentralen „Erlösungsantisemitismus“ (Saul Friedländer) ermöglichte in der Bundesrepublik den Aufbau einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft. Zugleich bildet der 8. Mai die entscheidende Zäsur, die die Entwicklung eines neuen Verhältnisses zwischen Christ:innen und Jüdinnen:Juden sowie ein damit verbundenes Umdenken in Kirche und Theologie überhaupt erst ermöglichte. So ist dieses Datum auch der Ermöglichungsgrund für die Entstehung des Deutschen Koordinierungsrates und seiner über 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit „in einer Zeit der Sprachlosigkeit“ (Henry G. Brandt, sel. A.).
Die 80. Wiederkehr des 8. Mai als entscheidende Wegmarke der deutschen Geschichte nehmen wir zum Anlass, um auf die Beziehungsgeschichte von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen seit 1945 zu blicken. Wir beschäftigen uns mit dem Antisemitismus, der nie weg war und seit dem „Schwarzen Schabbat“ unvorstellbare Ausmaße angenommen hat sowie mit der Zunahme von Demokratieverachtung, Rassismus, Muslimfeindlichkeit und Extremismus.
Angesichts des 8. Mai 2025 wollen wir bei der Studientagung mit ausgewiesenen Expert:innen und Ihnen u. a. folgende Fragen diskutieren:
▪ Blicken wir wirklich auf eine Geschichte von 80 Jahren Freiheit und wen betrifft diese?
▪ Ist das „Nie wieder!“ nicht längst ein „Schon wieder!“ geworden, wenn wir unsere sich immer weiter polarisierende Gesellschaft und den offenen Judenhass, Rassismus und Extremismus betrachten?
▪ Was verbinden Jüdinnen:Juden und Christ:innen heute mit der Zäsur des 8. Mai?
▪ Wie kann jede:r Einzelne die Erinnerung an die Schoa ohne Zeitzeug:innen lebendig halten und das Lernen aus der Geschichte, auch in digitalen Formaten, so einsetzen, dass es zu mehr Menschlichkeit und Respekt füreinander führt?
▪ Wie können wir in der Erinnerung an den 8. Mai 80 Jahre später den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft begegnen?
Programmflyer mit weiteren Informationen: https://www.yumpu.com/de/document/view/70326489/vom-nie-wieder-zum-schon-wieder-judisch-christliche-perspektiven-auf-80-jahre-8-mai-1945
Zur Anmeldung hier:
https://deutscherkoordinierungsrat.aidaform.com/dkr-studientagung-2025
Foto: Schändung des jüdischen Friedhofs in Freudental (Kreis Ludwigsburg), 1. Oktober 2007 © Von Zacharias L. - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0